Erwartungswert, Varianz und Quantile für stetige Zufallsvariablen#
Für diskrekte Zufallsvariablen haben wir bereits Erwartungswert und Varianz definiert. Hier führen wir dies Maßzahlen für stetige Zufallsvariablen ein.
Erwartungswert und Varianz#
Definition
Sei \(X\) eine stetige Zufallsvariable mit Wahrscheinlichkeitsdichte \(f\). Dann ist
der Erwartungswert von \(X\) definiert durch
\[ \mathbb E(X) = \int\limits_{-\infty}^\infty x\cdot f(x)\mathrm\, d x \]die Varianz von \(X\) definiert durch
\[ \mathrm{Var}(X) = \int\limits_{-\infty}^\infty (x- \mathbb E(X))^2 \cdot f(x)\mathrm\, d x \]
Den Wert \(\sqrt{\mathrm{Var}(X)}\) nennt man Standardabweichung von \(X\).
Einen wichtigen Trick für die Berechnung von \(\mathrm{Var}(X)\) liefert - genau wie bei diskreten Zufallsvariablen - die folgende Formel (genannt Verschiebungssatz):
Für die Berechnung von \(\mathbb E(X^2)\) gilt
Interpretation
der Erwartungswert beschreibt den mittleren Wert der Zufallsvariable \(X\), also den Wert um den die Realsierungen der Zufallsvariable schwanken.
die Varianz beschreibt die mittlere quadratische Schwankung um den Erwartungswert, sie ist also ein Maß dafür wie stark die Realisierungen der Zufallsvariable um \(\mathbb E(X)\) streuen.
Rechenregeln
Für Erwartungswert und Varianz gelten die gleichen Rechenregeln wie bei diskreten Zufallsvariablen.
Quantile einer Zufallsvariable#
Median#
Zu einer stetigen Zufallsvariable \(X\) gibt es immer eine Zahl \(m\in \mathbb R\) für die gilt:
Eine solche Zahl \(m\) nennen wir Median von \(X\).
Beachte:
Der Median gibt die Mitte der Verteilung an.
\(m\) ist Median von \(X\) \(\quad \Leftrightarrow \quad\) \(F_X(m)=\frac12\).
Weitere Quantile#
Jedes \(m\) mit \(F_X(m)=0.5\) heißt Median.
Ersetzen wir die Zahl \(0.5\) durch eine allgemeine Zahl \(\alpha\in(0,1)\) so führt dies zur Definition des \(\alpha\)-Quantils einer Zufallsvariable
Definition
Sei \(X\) eine stetige Zufallsvariable mit Verteilungsfunktion \(F_X\), und sei \(\alpha\in(0,1)\). Eine Zahl \(q_\alpha\in\mathbb R\) mit
heißt \(\alpha\)-Quantil zu \(X\).
Bemerkung
Berechnung:
Löse (falls möglich) \(F_X(m)=\alpha\) nach \(m\) auf (d.h. Umkehrfunktion bilden)
Umkehrfunktion lässt sich (leider) nicht immer bilden.
Beachte:
Der Median ist das/ein \(0.5\)-Quantil, d.h. \(m_X=q_{0.5}\)
Ein Quantil muss nicht eindeutig sein, d.h. es kann \(m_1\neq m_2\) geben mit \(F_X(m_1)=\frac12=F_X(m_2)\)
Der Median lässt sich auch für diskrete Zufallsvariablen definieren (das wird hier nicht besprochen).
Beispiel#
Beispiel: Exponentialverteilung (Spezialfall)
Die Zufallsvariable \(X\) sei verteilt mit Wahrscheinlichkeitsdichte
siehe Beispiel. Für diese Vereilung berechnen sich Erwartungswert und Varianz wie folgt:
und
und
Der Median, also das \(0.5\)-Quantil zu diese Verteilung berechnet sich wie folgt: Löse \(0.5= 1- \mathrm{e}^{-x}\) nach \(x\) auf: